S.A.M. Wolf Der Sturm Simone A. Müller Wort Buch Kunst
2025

Der Sturm

… und 26 weitere Geschichten und Gedichte zwischen Tag und Nacht

Inhalt

S.A.M. Wolf Der Sturm Zeichnungen Simone A. Müller Wort Buch Kunst

 

I. AM TAG

 

„ETWAS BESSERES ALS DEN TOD

FINDEST DU ÜBERALL.“

Gebrüder Grimm, Die Bremer Stadtmusikanten

 

DIE REISE 

DAS ERBSTÜCK *

DAS SPIEL

DER KNOTEN *

DIE GLUT *

DER FEHLER *

DIE BLUTWURST

DIE GEDULD

DER STURM *

 

 * illustriert/fotografiert von S.A.M.

S.A.M. Wolf Der Sturm Mann Taube Simone A. Müller Wort Buch Kunst

 

II. IM ZWIELICHT

 

„DA SCHRIEN SIE GRÄSSLICH AUF UND FLOHEN IN

WALD UND SCHLUCHT,

DENN AUF DES RITTERS HELM SASS SCHWARZ,

IN ÜBERNATÜRLICHER GRÖSSE DIE SPINNE

UND GLOTZTE GIFTIG UND SCHADENFROH INS LAND.“

Jeremias Gotthelf, Die schwarze Spinne

 

DER ZUFALL

DIE OFFENBARUNG *

DAS WORT

DER ZAUBER *

DER AUGENBLICK

DIE NUMMER *

DAS KREUZ

DAS UNRECHT *

DER FALL

 

 * illustriert/fotografiert von S.A.M.

S.A.M. Wolf Kind Skizze Simone A. Müller Wort Buch Kunst

 

III. BEI NACHT

 

„…DA DER SCHLAF SCHON KAM GEKROCHEN,

SCHOLL AUF EINMAL LEIS EIN POCHEN,

GLEICHWIE WENN EIN FINGERKNOCHEN

POCHTE, VON DER TÜRE HER.

›’S IST BESUCH WOHL‹, MURRT’ ICH, ›WAS DA POCHT

SO KNÖCHERN ZU MIR HER –

DAS ALLEIN – NICHTS WEITER MEHR.‹“

Edgar Allan Poe, Der Rabe

 

DIE WENDE

DIE RÜCKKEHR *

DER EINSATZ

DAS GALGENMÄNNLEIN *

DIE HEXE *

DAS VERMÄCHTNIS *

DIE GELEGENHEIT

DIE MISTEL *

DER BRAND *

 

 * illustriert/fotografiert von S.A.M. 

 


Dies ist eine Sammlung kurzer, verwunderlicher Geschichten. Über die sonnige und dunkle Seite der menschlichen Natur. Erzählungen vom Sturm des Lebens, über den Tod hinaus - und die Welt dazwischen. Keine beliebigen Geschichten, sondern das, was die Fantasie des Lesers daraus macht: mal heiter, mal grausig, mal märchenhaft. Und doch auf rätselhafte Weise miteinander verbunden. Vom ersten Tag bis zur letzten Nacht - auf jeden Fall mitten im Sturm.

 

Fantasie trifft Realität: Geschichten, die dich einladen, deine eigene Fantasie zu entfalten und die verborgenen Bedeutungen zwischen den Zeilen zu entdecken. Ein Lesevergnügen für jede Stimmung. Liebevoll illustriert.


DIE REISE

DIE Männer sangen und tranken, solange das Schiff auf den Wellen tanzte. Ich ging reihum und schenkte nach, bis es keinen mehr nach Wein verlangte.

Fast alle schliefen unter Deck, als die Möwen lauter kreischten. Keiner hörte meinen stummen Hilferuf. Und das Schiff zerschellte an den Klippen.

Wir alle gingen über Bord. Und sanken. Wenn auch nicht alle ertranken am Grund des Meeres. Sein Wasser wiegte mich sanft. Und trug mich mit sich fort bis zu einem Land, an dessen Strand mich eine zarte Welle spülte. (…)

 … weiter lesen in "Der Sturm, Kapitel I"


DIE NUMMER

„NUMMER?“

Der Pförtner fragte mich zum dritten Mal. Und wieder schob er dabei seine Mütze zurück.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten und biss die Zähne zusammen. Geduld gehörte nicht zu meinem Repertoire. Insbesondere, da ich bereits alle Nummern aufgezählt hatte, die mir bisher in den Sinn gekommen waren:

Hausnummer, Parkplatznummer, Telefonnummer, Personalnummer. Sogar die Mitgliedsnummer der Stadtbücherei, meine Scheckkarten-PIN und die zuletzt genutzte Online-Banking-TAN. So gut wie alle im vier- bis sechsstelligen Bereich. Wer, bitte schön, merkt sich schon die seines Personalausweises? Oder die der Krankenversicherung?

Und da mir seit geschätzten sechs Minuten die Fähigkeit zu warten mit jeder weiteren Sekunde verloren ging, hieb ich meine Faust auf seinen Tresen und schrie: „Welche Nummer verdammt noch mal?“

Bedächtig hob der Pförtner seinen Kopf. „Gerade hier wird sie Fluchen kein Stück weiter bringen“, entgegnete er und sah über meine Schulter.

Ich wandte mich um und folgte seinem Blick.

Eine bucklige Alte drängte an mir vorbei und krächzte: „Vier!“

Der Uniformierte schenkte ihr ein Lächeln und winkte sie durch.

Bevor ich in Bewegung kam, rastete das Drehkreuz hinter ihr ein.

„Verfluchte Schei …!“ (…)

 … weiter lesen in "Der Sturm, Kapitel II"


DIE HEXE

 

Blitze flirren. Die Hexe greift zum Glitter

Und der Donner grollt mit viel Getose –

Ein wenig Rouge – und Sternenflitter

Glitzert auf der schwarzen Hose

 

Die Wunderschönste will sie sein von allen,

Wenn die Weiber um das Feuer tanzen,

Um mit ihren Krallen zu gefallen,

Dem Beelzebub, dem eitlen Alten

 

Die Winde heulen. Sie eilt und greift den Stock,

Ein dürrer Besen, der bei dem Getose

Scheuert wie ein frisch gespitzter Pflock,

Wenn sie ihn fliegt mit Rock statt Hose

 

Glocken läuten! Peitschen knallen! Verhalten

Ruft die Eule über Felder, längst bestellt,

Die Birke im Dorfe aufgestellt …

Was soll die Hexe jetzt noch halten? (…)

 … weiter lesen in "Der Sturm, Kapitel III"